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Umweltfreundlicher auf See

Auf dem Weg zur maritimen Energiewende

Schiffe gehören bekanntlich wegen ihres Antriebs mit Schweröl, dem „dreckigsten“ aller Kraftstoffe, oder Marinediesel zu den größten Umweltverschmutzern. Große Kreuzfahrtschiffe sind wie schwimmende Kleinstädte und verbrauchen entsprechend viel Energie. Ihre schmutzigen Abgase – Feinstaub, Ruß, Stickoxide und Schwefeloxide – gefährden Gesundheit, Klima und Biodiversität. Es ist an der Zeit für eine "maritime Energiewende". Einige Reedereien haben dies verstanden.

Als Ende 2018 die AIDAnova in Dienst gestellt wurde, war sie nicht nur das größte jemals in Deutschland gebaute Kreuzfahrtschiff, sondern auch das sauberste. Als weltweit erstes Kreuzfahrtschiff fährt die AIDAnova mit Flüssigerdgas (LNG). Dadurch lässt sich der Ausstoß von Feinstaub und Schwefeloxiden vollständig vermeiden; Stickoxide und Kohlendioxid werden reduziert. Drei Tanks im Bauch des Schiffes fassen rund 3500 Kubikmeter Flüssiggas, dieser Vorrat reicht für etwa zwei Wochen Kreuzfahrt. Das Gas wird auf minus 162 Grad gekühlt und so verflüssigt. Inzwischen ist bereits das zweite mit LNG angetriebene Schiff für AIDA Cruises, die AIDAcosma (im Bild oben), vom Stapel gelaufen.

Marktreif gemacht hat dieses Technik innerhalb von zehn Jahren die deutsche Meyer Werft, eine der größten und modernsten Werften weltweit. Die Wurzeln des Technologieführers reichen bis ins Jahr 1795 zurück, als Willm Rolf Meyer die Werft in Papenburg gründete. Inzwischen ist unser Unternehmen in siebter Generationen im Familienbesitz. Nahezu alle LNG-Kreuzfahrtschiffe wurden und werden in den Meyer Werften in Papenburg und Turku gebaut.

Mit einem Klick auf die Grafik vergrößert sie sich

Diese Schiffe fahren mit Flüssigerdgas, LNG (ohne Anspruch auf Vollständigkeit):

  • AIDAnova – Aida Cruises (seit 2018)
  • Costa Smeralda – Costa Cruises (seit 2019)
  • Mardi Gras – Carnival Cruises (seit Juli 2021)
  • Iona – P&O (seit August 2021)
  • AIDAcosma – AIDA Cruises (ab Ende 2021)
  • Costa Toscana (ab 2022)
  • Carnival Celebration – Carival Cruise (ab 2022)
  • Disney Wish - Disney Cruise (ab Mitte 2022)
  • Arvia – P&O (ab Ende 2022)
  • MSC World Europa – MSC (ab 2023)
  • Icon of the Seas – Royal Caribbean (ab 2023)

Klima- bzw. Umweltschutz hat auch in der Schifffahrt weit mehr Facetten als nur der Treibstoff, Katalysatoren und Rußpartikelfilter. Themen wie Müllvermeidung, die Nutzung von Infrastruktur im Hafen und Landstrom etc. Die Umweltschutzorganisation NABU hat 2020 die Reedereien zu ihren kurzfristigen Maßnahmen zur Emissionsminderung befragt und ein Ranking hinsichtlich der Klima- und Umweltschutzmaßnahmen erstellt. Die Top 3: Ponant, Aida Cruises als einziger der großen Kreuzfahrt-Anbieter, und Hurtigruten.

Hapag-Lloyd Cruises, Vierter im Ranking, verwendet auf seinen vergleichsweise kleinen Schiffen mit konventionellem Antrieb immerhin Low-Sulphur-Marine-Gasöl mit einem besonders geringen Schwefelanteil. MSC Cruises als Fünfter im Ranking erfüllt ebenfalls noch zu 60% die kurzfristigen Maßnahmen zur Emissionsverminderung.

Bei allen anderen Anbietern sind die kurzfristigen Möglichkeiten des Klima- und Umweltschutzes noch nicht einmal zu 50% ausgeschöpft. TUI Cruises, hat derzeit anscheinend keine Pläne für Kreuzfahrtschiffe mit LNG-Antrieb und fährt weiterhin mit Schweröl. Selbst neue Schiffe wie die 2019 in Dienst gestellte „Mein Schiff 2“ oder die für 2022 geplante „Mein Schiff 7“ von TUI Cruises verfügen über konventionelle Anriebe mit Schweröl, wenn auch mit Katalysatoren und Entschwefelungsanlage.

Am umweltfreundlichsten fährt es sich verständlicherweise mit Windkraft. Die Luxus-Segelkreuzfahrt-Reederei Star Clippers, der weltweit größte Anbieter für Segel-Kreuzfahrten, die neben der "Star Clipper" auch das Schwesterschiff "Star Flyer" und den Fünfmaster "Royal Clipper" betreibt, wurde bei den World Travel Awards 2020 bereits zum siebten Mal als „World ́s Leading Green Cruise" ausgezeichnet.

Nicht unerwähnt bleiben darf, dass es auch Kritik am Einsatz von LNG gibt. Entlang der Lieferkette und bei der Verbrennung tritt Methan aus, was ebenfalls einen überaus klimaschädlicheren Effekt hat. Auch sollte LNG als fossiler Brennstoff durch regenerative Energien wie zum Beispiel Biomethan ersetzt werden, was technisch und wirtschaftlich noch nicht möglich ist. Somit dürfte LNG eine sinnvolle Brückentechnologie sein auf dem Weg in eine saubere Kreuzfahrt-Zukunft.

Die Meyer Werft arbeitet zusammen mit Partnern bereits am nächsten Meilenstein auf dem Weg zur klimaneutralen Schifffahrt: Sie testen auf der neuen AIDAnova und der AIDAperla Brennstoffzellen. Sie gelten als Technologie der Zukunft: Wasserstoff plus Sauerstoff erzeugt Strom und Wärme. Der Wasserstoff wird aus Methanol gewonnen, das sich langfristig aus regenerativen Energiequellen herstellen lässt. So arbeiten die Brennstoffzellen ohne schädliche Emissionen, es entsteht ausschließlich Wasserdampf. Die Technologie ist außerdem leise und vibrationsarm – eine wichtige Voraussetzung für den Betrieb an Bord von Kreuzfahrtschiffen.

Bis zum "Green Cruising" ist es noch ein weiter Weg. 2030, so hofft man bei der Umweltschutzorganisation NABU, sollte das erste klimaneutrale Schiff in See stechen, damit eine Chance besteht, dass im Jahr 2050 die Kreuzfahrtbranche emissionsfrei ist.


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