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BÜDNER HERRSCHAFT

Die kleine Region der großen Pinot Noirs

Die Bündner Herrschaft ist das größte Weinbaugebiet Graubündens, bildet den nördlichsten Teil des Schweizer Kantons im Churer Rheintal und liegt rechtsrheinisch zwischen der Landquart im Süden, dem Rhein und dem St. Galler Oberland mit Bad Ragaz im Westen und Liechtenstein im Norden. Die meisten der Top-Weine aus der Bündner Herrschaft gehen in die Schweizer Gastronomie und sind außerhalb der Schweiz kaum zu bekommen – und oft sehr schnell auch dort ausverkauft.
 

Benannt ist die Bündner Herrschaft nach „vornehmen Herren“, die vor Jahrhunderten durch die Vermittlung von Söldnern zu Wohlstand gekommen waren. Die Schweizergarde im Vatikan ist übrigens ein Überbleibsel des damaligen Geschäftsmodells. Mildes Klima, Föhn und kalkhaltige Böden schufen hier die perfekte Lage für vorzügliche Weine. Mit rund 400 Hektar ist die Anbaufläche klein und beträgt nur zwei Prozent der Anbaufläche der gesamten Schweiz. Dank naturnaher Bewirtschaftung und klein gehaltenen Erträgen werden erstklassige Trauben geerntet. Die Region liegt in etwa auf gleicher geografischer Breite wie Burgund, allerdings höher. Der Pinot Noir ist hier quasi zuhause, aber auch die Chardonnay-Traube fühlt sich sehr wohl.

„Mein Name sei Gantenbein“ ist ein Roman des Schweizer Schriftstellers Max Frisch, der Literaturfreunde begeistert. Der Name Gantenbein lässt aber auch die Herzen der Weinkenner höherschlagen. Am Rand des Dorfs Fläsch produzieren Martha und Daniel Gantenbein auf natürliche Weise: Traubengut und Saft fließen entlang der Schwerkraft, es wird weder gepumpt noch filtriert. Ihre fast schon legendären Weine, vor allem Chardonnay und Pinot Noir, sind weltweit gefragt, aber aufgrund der geringen Mengen teuer und nur in wenigen Restaurants und Geschäften zu bekommen. Der „kostengünstigste“ Gantenbein liegt im Shop bei über 100 Euro, der teuerste derzeit erhältliche bei gut 500 Euro pro 0,7-Liter-Flasche.

Aber keine Angst: So teuer muss ein sehr guter Bündner Wein nicht sein. Gleich neben Gantenbein in identischer Lage und auf identischem Terroir liegt beispielsweise das Weingut Davaz, dessen wunderbare Pinot Noirs zwischen fairen 16 und 40 Euro pro Flasche kosten. Auch der Chardonnay, der neben Riesling-Silvaner, Pinot Gris und Pinot Blanc produziert wird, ist Spitzenklasse. Wie viele andere Winzer der Bündner Herrschaft verzichtet auch dieses Weingut auf Herbizide, Insektizide und Kupfereinsatz. Dass am Nachmittag und Abend die warmen Winde aus dem Süden – gerne auch als „Traubenkocher“ bezeichnet – die Reben zur Nacht hin trocknen, garantiert ein gesundes Klima für die Trauben.

Die kleinen Weingüter der Bündner Herrschaft liegen alle nahe nebeneinander, selbst mitten in den Ortschaften wird fast jeder Quadratmeter für den Anbau der Reben genutzt. Und auch die etwas unbekannteren Weingüter, wie zum Beispiel die der Familien Jan Adank, Hansruedi Adank oder Thomas Marugg in Fläsch, keltern vorzügliche Tropfen.

Das älteste Weingut Europas

Die Geschichte der wärmsten Weinregion der Schweiz begann gesichert im 8. Jahrhundert. Damals wurden von den Mönchen vor allem weiße Sorten wie der Completer als Messwein angebaut. Nachdem diese außergewöhnliche Traube über viele Jahre quasi verschwunden war, wird sie inzwischen wieder von einigen jungen Winzern kultiviert.

Das Weingut Schloss Salenegg in Maienfeld gilt als ältestes urkundlich erwähntes noch bestehendes Weingut Europas. Den Grundstein legten um das Jahr 950 die Mönche des Klosters Pfäfers. Seit 1068 wird in Salenegg Wein gekeltert. 1654 gelangte das Schloss in den Besitz von Johan Luzi, dessen Familie das Schloss nun seit über 300 Jahren bewohnt und im Top-Zustand erhält. Vieles wurde innen modernisiert, ohne die wunderschöne originale Atmosphäre zu zerstören.

Die aktuelle Schlossherrin Helene von Guglberg legt Wert daruf, dass alles, was auf den Böden des Guts wächst, auch verarbeitet wird: Neben Rotwein, Weißwein und Schaumwein werden Destillate, Dessertweine, Traubenschorle und zahlreiche Sorten von delikaten Essigen produziert. Die Verkostung und der Verkauf finden vor dem „Torkel“ (alte Weinpresse) statt.

Weintour mit dem E-Bike

Die Region ist so klein, dass man nicht unbedingt ein Auto benötigt, um sie zu erkunden. Der Bündner Weinwanderweg führt durch alle vier Dörfer dieser Region – neben Maienfeld sind das Malans, Jenins und Fläsch. Die Landschaft und die Panoramen sind herrlich, die Weingüter liegen nah beieinander. Richtig Spaß macht die Erkundung der Region per E-Bike. In Bad Ragaz, gleich neben der Tamina Therme, ist eine große E-Bike-Station, die vorzügliche Tourenräder mit E-Antrieb und Navi anbietet. Man kann zwischen vielen Touren wählen, für Weinliebhaber und Gourmets wird eine Kulinarik-Tour offeriert. Sie führt von Bad Ragaz in einer großen Runde durch die Orte und Weinberge der Bündner Herrschaft mit kulinarischen Stopps für Vorspeise, Hauptgang und Dessert in drei Restaurants. Die 26 Kilometer lange Tour dauert rund fünf Stunden inklusive der etwa zwei Stunden Fahrzeit.

70 Weingüter – Qual der Wahl

In den vergangenen Jahren ging der Titel „Gran Maestro du Pinot Noir“ (Pinot-Noir-Weltmeister) gleich sechsmal in die Bündner Herrschaft, wobei man anmerken muss, dass die Kandidaten zwar aus ganz Europa kommen, die überwiegende Zahl der Bewerber aber aus der Schweiz. Gleich zweimal konnte Martin Donatsch, den wir in einem eigenen Porträt vorstellen, den begehrten Titel erobern. Die Gebrüder Ueli und Jürg Liesch gewannen den Gran Maestro du Pinot Noir 2015. Ihre Reben wachsen auf einem flachen Schuttkegel etwas außerhalb von Malans. 2019 hieß der Gewinner Pinot R(hein), ein gemeinsames Projekt der Winzer Ueli und Jürg Liesch, Hanspeter Lampert und Hansruedi Adank. Bereits 2014 hatten sie einen Grand Prix du Vin Suisse gewonnen. Auch Georg Schlegel Jr. vom Weingut zur Alten Post wurde nicht nur Weltmeister, sondern darüber hinaus zum „Rookie des Jahres 2020“ vom GaultMillau gekürt.


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