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DUNCAN SAVAGE

Die neue Winzer-Generation

Duncan Savage ist der Prototyp der neuen Generation südafrikanischer Winzer. Seine Weine tragen außergewöhnliche Namen wie „Never Been Asked to Dance Chenin Blanc“, „Follow the Line“, „Thief in the Night“, „Girl Next Door Syrah“, „Are We There yet“ und „Not Tonight Josephine“. Sie fallen auch dadurch auf, dass das vordere Label kein einziges Wort, sondern lediglich aus einer Strichzeichung besteht. Der bekannte britische Weinjournalist Tim Atkin kürte ihn im September 2022 zum „Winemaker of the Year“ am Kap. Duncan Savage’s Jahresproduktion ist i.d.R. innerhalb eines Monats ausverkauft, wer ein paar Flaschen erwerben kann, darf sich glücklich schätzen.

In Duncans Jugend hatte nichts darauf hingewiesen, dass er einmal zu den Stars der südafrikanischen Weinszene zählen würde. Seine bevorzugte Beschäftigung war Surfen statt lernen und somit dauerte es eine ganze Weile bis ihn das „Weinfieber“ packte. Nach seiner Ausbildung ging er dorthin, wo eigentlich niemand einen Weinberg erwartet: zum kühlen und windigen Cape Point. Innerhalb von 14 Jahren machte er sich mit den Cape Point Vinyards einen Namen für vorzügliche salzbetonte Weißweine mit intensiver Mineralität.

Nebenher begann er 2011 mit seinem eigenen Projekt. Seit 2016 kümmert er sich nur noch um die Savage Weine und kaufte ein Jahr später einen kleinen Weinkeller in Salt River, ganz in der Nähe der City von Kapstadt, der inzwischen aus allen Nähten platzt. „In den vergangenen fünf Jahren ist soviel passiert, es fühlt sich an wie 15 Jahre,“ resümiert Duncvan Savage. „Für mich ist das ein großartiges Abenteuer.“

Sein Portfolio umfasst derzeit acht außergewöhnliche Rot- und Weißweine. Und das, obwohl er keine einzige Rebe besitzt. Duncan pachtet Weinberge in verschiedensten Regionen. Der Schwerpunkt liegt auf Granitböden, die Weine mit Reinheit und Finesse hervorbringen – das Markenzeichen von Savage Wines. Das bedeutet nicht gerade weniger Arbeit, denn Pacht heißt nicht, Trauben – wie mach anderer Winzer das macht – nach der Ernte zu kaufen, sondern Hegen und Pflegen über das ganze Jahr: „Eigentlich ist der Unterschied zwischen der Arbeit auf Cape Point Vinyards und jetzt gar nicht so groß, ich habe dort hart gearbeitet und jetzt auch. Es ist nun aber mein eigenes Business,“ erklärt Duncan Savage. „Das Projekt ist natürlich ein ganz anderes, ich besitze kein eigenes Land, ich muss Top-Weinberge finden und leasen. Ich lerne jeden Tag dazu, mache nur die Weine, die ich wirklich auch produzieren möchte. Wir haben kein fettes Bankkonto, aber es funktioniert.“

„Angefangen habe ich nur mit zwei Weinen: Savage Red und Savage White. Der Savage White war zuerst eine Mischung aus Sauvignon Blanc, Semillon und Chenin Blanc aus Kaaimansgat, Villiersdorp und Piekenierskloof. Seit zwei Jahren ist es ein Sauvignon-Semillion Blend, ein Wein in der Art wie ich ihn auch am Cape Point gemacht habe. Die Trauben kamen zwar aus ganz anderen, aber ebenfalls kühlen Gegenden.“ Das Aroma des aktuellen Jahrgangs, von dem nur rund 8000 Flaschen abgefüllt wurden, ist reichhaltig in Richtung Grapefruit, Pfirsich, Apfel und zarten Anklängen von Kamille, Honig und Ananas.

„Ähnlich war es bei unserem Rotwein. Wir wussten, dass die Weine gut werden würden, aber Gewissheit hast Du erst, wenn Du die Flaschen dann öffnest. So habe ich einiges probiert, ich wurde sicherer in der Arbeit auf den verschiedenen Weinbergen und es kamen mehr und mehr Weine dazu. Wir machen inzwischen acht verschiedene Weine, obwohl unser Business Plan nur zwei Weine vorsah.“

Zu jedem der Weine hat Duncan Savage eine intensive Entstehungsgeschichte, die letztlich im Label mündet, wie auch bei Follow the Line: Da musste Duncan, um den Weinberg auf einer großen Farm zu finden, dem Telefonkabel folgen. Und die Idee zum ersten Label war geboren.

Ein Weingut am Kap zu betreiben, erfordert entweder Enthusiasmus oder ein sehr dickes Bankkonto. Je nach Region lässt sich mit Roibos Tee, Zitrusfrüchten, Steinfrüchten, Getreide, Tafeltrauben und vor allem Äpfeln viel leichter und weit mehr Geld verdienen. Für einen Newcomer ohne eigene Farm und große finanzielle Mittel war und ist es nahezu unmöglich, sich als Winzer selbständig zu machen. Das hat sich grundlegend geändert, denn nicht nur Duncan Savage, sondern auch Winzer wie die Sadie Family und David & Nadia haben bewiesen, dass man grandiose Weine produzieren kann, ohne auch nur einen einzigen Hektar Land zu besitzen. Dazu gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder man pachtet die gewünschte Parzelle mit den Reben bzw. pflanzt dort neue an, oder man kauft die Trauben bei einer Farm, wobei man aber idealerweise den gesamten Reifeprozess der Trauben – anders als bei den Massenproduktionen – begleitet.  

„Auch wenn viele Verträge mit den Grundbesitzern noch per Handschlag gemacht werden, so ist mein Ziel immer, die jeweiligen Weinberge langfristig zu bewirtschaften – gemeinsam mit dem Grundbesitzer. Wir nutzen deren Geräte und zum Teil deren Mitarbeiter, aber ich habe auch mein eigenes Team und immer die alleinige Kontrolle. Wichtig ist, dass du dich das ganze Jahr über um jedes Detail kümmerst. Im Weinkeller haben alle Winzer mehr oder weniger die gleichen Geräte und tun das gleiche. Die Qualität entsteht im Weinberg, da ist über 90% der Arbeit,“ erklärt Duncan Savage.

„Vor 20 oder 30 Jahren haben die Leute noch alles Mögliche auf einer Farm angepflanzt: Sauvignon Blanc, Chenin Blanc, Cabernet, Merlot etc. Jetzt sind die einzelnen Regionen viel fokussierter auf einzelne Sorten und mit diesem Wissen arbeite ich: In Elgin zum Beispiel Pinot Noir und Chardonnay, ebenso im Hemel en Aarde Valley, Cabernet ist der König von Stellenbosch, Cabernet Franc im Helderberg Gebiet / Somerset West, die besten Syrahs kommen aus der Region Kulis River und aus Darling die besten Cinsaults. Ich lease hier mal einen Hektar, dort mal drei oder vier Hektar auf großen Farmen – überall in den Winelands; eben nur das und soviel wie ich für meinen Wein benötige. Dadurch bekomme ich viele Sorten, die ich gar nicht auf einem Grund anbauen könnte.“

Die Suche nach dem passenden Weinberg dauert mitunter lange: „Generell gilt: Alle meine Weine wachsen eher auf kühleren, windigen Lagen. Ich habe sechs Monate nach dem optimalen Standort für Syrah gesucht und habe ihn nun in hoher Lage in der Nähe von Stellenbosch in Südlage (also der Sonne) gefunden.“

Dieser Savage Red ist ein reiner Syrah, der von Stellenbosch-Weinbergen mit zersetzten Granitböden stammt. Reichhaltig, strukturiert und kraftvoll. Der Most verbrachte bis zu vier Wochen auf den Schalen bevor er in alte 500-Liter-Fässer gepresst wurde, in denen er zwölf Monate lang reifte, gefolgt von weiteren zehn Monaten in Holzfässern. Der Wein hat eine elegante Struktur mit üppigen roten und schwarzen Beerenfrüchten und einem mineralischen Abgang. Rund 13.000 Flaschen wurden 2022 produziert und verkauft.

Aus fast 70 Jahre alten Buschweinreben, die in der Nähe von Paarl wachsen, entsteht der „Not Tonight Josephine“, von dem es leider viel zu wenige Flaschen, nur gut 3000, gibt. Am Gaumen zeigt sich eine frische, elegante Säure mit wunderbar vielfältigen Aromen. Dieser reine Chenin Blanc ist erst der vierte Jahrgang und scheint von Jahr zu Jahr an Kultstatus zu gewinnen. Allerdings gibt Duncan Savage zu bedenken: „Chenin Blanc – und auch Cinsault – sind wundervolle typisch südafrikanische Weine, aber der Markt ist leider limitiert, da der Rest der Welt diese Sorten nicht kennt.“

Das klingt alles nach eitel Sonnenschein, so einfach ist der Job allerdings nicht: „Vom Wetter her sind wir im Vergleich zum manchen europäischen Weinregionen durchaus verwöhnt, wir haben keinen Frost und keinen Hagel,“ freut sich Duncan Savage. „Unsere Herausforderungen sind ander Natur: die Stromausfälle, die Regierung etc.“

 


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