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JULIA KOMP

Kulinarische Weltreise in Köln

Als Julia Komp 2016 im Alter von 27 Jahren ihren ersten Michelin Stern erhielt, war sie die jüngste Sterneköchin Deutschlands. Damals war sie gerade zur Küchenchefin in Schloss Loersfeld bei Köln aufgestiegen. Zuvor hatte Julia Komp u.a. in den Kölner Sterne-Restaurants Zur Tant und La Poéle d’Or gelernt bzw. als Sous Chefin gearbeitet. Ende 2018 verließ sie Schloss Loersfeld und startete eine Weltreise, um Rezepte und Aromen zu sammeln und den eigenen Kochstil zu bereichern. Zurück in Köln „erkochte“ sie sich mit dem Sahila, ihrem ersten eigenen Restaurant, in kürzester Zeit wieder einen Michelin Stern.

(c) M. Bauer

Kölner, auch wenn sie wie Julia Komp aus der näheren Umgebung – dem 30 Kilometer entfernten Overath – kommen, zieht es in die weite Welt, aber sie gehen niemals so ganz – wie schon die Kölner Kult-Band Bläck Fööss sang. Und vor allem: die Kölner zieht es auch wieder zurück. Bei Julia Komp dauerte die Weltreise, in der sie über 30 Länder besuchte, immerhin 14 Monate bis sie fand, dass es an der Zeit war, wieder in einer eigenen Küche in Köln zu stehen:

„Die ersten sechs Monate auf meiner Reise war ich war ich als Praktikantin unterwegs, um neue Küchenstile kennen zu lernen. Ich bin von Restaurant zu Restaurant und habe mitgearbeitet. Der zweite Teil meiner Reise war etwas stressiger, da ich als Gastköchin unterwegs war. Ich hatte die Möglichkeit in schönen Hotels zu wohnen, habe dafür aber auch mein eigenes Menü vor Ort gekocht und den Gästen serviert. Ich habe trotzdem sehr viel gelernt: mit unterschiedlichen Teams und Voraussetzungen der Küche. Natürlich war es das Schönste, nach den Events Zeit mit den Teams zu verbringen. Egal ob auf dem Markt oder bei einem lokalen Abendessen. Und mir wurde natürlich auch das eine oder andere Originalrezept verraten.“

Ihre Reise führte sie in den Orient, nach Südostasien, China, Japan, Südkorea und Nordafrika. Mitgebracht hat Julia Komp nicht nur typische Gerichte von dort, die sie verfeinert und auf ihre Art interpretiert. „Kulinarisch waren Korea und Indien besonders interessant, menschlich haben mich Indonesien, Malaysia und auch Marokko beeindruckt. Landschaftlich war der Oman weit vorne: mit seinen riesigen Bergen und der Wüste, mittendrin Blumen und klares Wasser. Wenn man abends in der Wüste sitzt und Millionen Sterne über sich hat – das war toll. Und die Menschen sind freundlich und weltoffen. Allerdings ist es dort auch etwas teurer…“

Die Weltreise inspirierte die symphatische Kölnerin, ein eigenes Restaurant zu eröffnen. Zuerst aber machte sie Halt im Pop-up-Restaurant des Lokschuppens in Köln-Mülheim. „Am Ende hat es dort nicht funktioniert, weil die gewünschte gutbürgerliche Küche mit Schnitzel oder Gulasch einfach nicht mein Ding ist,“ erklärt Julia Komp mit einem erfrischenden Lachen.

Das Konzept einer kulinarischen Weltreise im eigenen Restaurant entstand auch aufgrund der Resonanz der Gäste auf ihre aus vielen Ländern inspirierten Gerichte. „Wo heute das Sahila ist, war zuvor 30 Jahre lang ein Italiener. Die Inhaber wollten aus Altersgründen schnellstmöglich aufhören. Für uns war das perfekt durch die zwei separaten Gasträume. Am 1. Oktober 2021 haben wir angefangen zu renovieren und schon am 20. Dezember das Pre-Opening gemacht. Das war nicht einfach: Es gab echt einige Hürden, darunter fehlende Handwerker und Materialien. Erst in letzter Sekunde ist z.B. unser Porzellan aus Marokko angekommen. Die gesamte Einrichtung ist übrigens aus Marokko: die Tische, die Lampen, die Theke, die Tischdeko. Alles produziert von einer Frauen-Kooperative.“

Dass nach langer Pause gleich im ersten Jahr die Auszeichnung mit einem Michelin-Stern kam, ist nicht selbstverständlich: „Mit dem Sahila habe ich ja wieder bei Null angefangen, auch wenn viele von meinem aktuellen Team bereits früher mit mir gearbeitet haben. Man kann nie sicher sein, ob man direkt wieder einen Stern bekommt. Das war schon ein krasser Druck, weil unsere Gäste das erwartet haben. Ab jetzt kämpfe ich für den zweiten Michelin-Stern. Und für einen Grünen Stern, denn für uns ist das Thema Nachhaltigkeit auch extrem wichtig.“

Im Sahila herrscht eine lockere Atmosphäre. Das kommt bei den Gästen an, aber wie ist das bei den Profi-Testern? „Restaurants werden ja von Menschen getestet – und so ist da auch immer etwas Subjektives. Es gibt sicherlich noch den einen oder anderen, der eine lockere – aber selbstverständlich höchst professionelle – Atmosphäre nicht mag. Bei uns sind alle Gäste herzlich willkommen, die gutes Essen und guten Service schätzen, aber vielleicht nicht in Jogginghose :). Es ist gut, dass alles nicht mehr so steif ist."

Die Gäste im Sahila schätzen nicht nur die Speisen, sondern auch die umfangreiche Weinkarte mit Preisen, die im vertretbaren Rahmen sind. „Woanders bestellt man eben nur eine Flasche, bei uns auch schon mal eine zweite und bleibt länger.“ Das gilt erst recht im Sommer, wo das Menü in einem ruhigen, arabisch dekorierten Innenhof  serviert wird.

Wer Top-Qualität mag, aber kein großes Menü möchte oder ein kleineres Budget hat, der geht nebenan zur Yu*lia Mezze Bar, die ihre Liebe und die ihres Partners Yunus Özananar zum Orient widerspiegelt. Dort werden feine Mezze-Platten plus einige ebenfalls hochwertige Hauptgerichte und Desserts serviert. 

An längere Reisen denken Julia Komp und ihr Partner erst einmal nicht. „Ich werde auch weiterhin von den besten Hotels in aller Welt für einen Aufenthalt eingeladen, aber wenn man dann dort fast jeden Tag kochen soll, ist das keine Erholung. Nun habe ich zu wenig Zeit, so etwas weiterhin zu machen. Ich muss in meinen Ferien nun auch wirklich Ferien machen.“
 

Impressionen aus Sahila - the restaurant

Mit einem Klick auf das jeweilige Bild vergrößert es sich. (c) M. Bauer


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