SCHOTTLAND
Ayrshire & Arran – Mehr als nur Bunker
Ayrshire, im Westen Schottlands gelegen, wird von Golfurlaubern, die es eher in die Gegend rund um Edinburgh zieht, oft im wahrsten Sinne des Wortes links liegen gelassen. Das ist schade, denn in der Grafschaft Ayrshire ist die Geschichte des Golfsports tagtäglich und authentisch erlebbar. In Ayrshire erwarten den Golfer neben dem „Geburtsort“ der Open Championship noch zwei weitere Plätze, auf denen das legendäre Turnier ausgetragen wurde. Auf einem Küstenstreifen von gerade einmal 50 Kilometer Länge finden sich viele weitere interessante Links und Parkland Courses.
Erstmals 1860 veranstaltet, ist die British Open das älteste noch ausgetragene Golfturnier der Welt. Das einzige Major, das auf europäischem Boden stattfindet, wurde 1860 in Ayrshire geboren. Genauer gesagt im Prestwick Golf Club. Spannende Golfhistorie ist auf diesem Platz und im liebevoll ausgestatteten Clubhaus auch heute noch spürbar. Da ist zum Beispiel die tragische Geschichte des berühmtesten Vater-Sohn-Duos – Old Tom Morris und Young Tom Morris. Der Vater, der zu arm war, um Mitglied im erlauchten Prestwick Golf Club zu sein, begann als Greenkeeper, wurde später einer der renommiertesten Golfplatzarchitekten und Mitglied im benachbarten Prestwick St Nicholas Club – auch heute noch ein Platz, den man unbedingt spielen sollte. Old Tom Morris entwarf nicht nur den Platz, auf dem die erste Open Championship ausgetragen wurde, sondern belegte auch, ebenso wie sein Sohn bis 1875 viermal den ersten Platz. Young Tom Morris, der bereits im Alter von 24 Jahren starb, erzielte das erste Hole-in-One und ging aus einer Austragung der Open, bei der der Vater den zweiten Platz belegte, siegreich hervor. Diese Konstellation ist bis heute einzigartig im Golfsport.
Wer Freitagsmorgens als Gast im Prestwick Golf Club abschlägt, hat die Chance, die Geschichte des Clubs quasi aus erster Hand zu erfahren. Denn jeden Freitag öffnen die Clubmitglieder ihren herrschaftlichen Speisesaal auch für die Greenfee-Spieler zum gemeinsamen Lunch. Allerdings liegt das Startgeld im Sommer bei etwa £ 200. Deutlich günstiger – um £ 100 oder auch darunter – liegen die Greenfees bei den meisten anderen vorzüglichen Plätzen der Region. Ein sogenannter „Must play course“ mit herausfordernden, sehr gepflegten Spielbahnen ist Dundonald Links, entworfen von Kyle Phillips. Der Irvine Bogside Golf Club, gegründet 1887 und Gastgeber der Open Championship, begeistert mit seinen sandigen, von Ginster und Heidekraut gesäumten Fairways. Ein weiterer ehemaliger Spielort der Open Championship (2004 und 2016) ist Royal Troon Golf, gegründet im Jahre 1878. Der teure Old Course ist bei Wind und mit seinem tiefem Rough, durchsetzt mit Ginsterbüschen, recht schwer zu spielen. Der preiswertere Portland Course ist besser geschützt und kürzer.
Wundern Sie sich nicht, dass fast alle alten Clubs an der Eisbahnlinie von Glasgow in den Südwesten Schottlands liegen und zum Teil auch heute noch einen eigenen Bahnhof haben. Denn gegründet wurden diese Clubs von den reichen Herren Glasgows, die per Zug zu ihren gesellschaftlichen Golf-Treffen nach Ayrshire fuhren. Neben den „großen Namen“ gibt es in Ayrshire viele weiter Golfclubs, die sich zu spielen lohnen. Wer einen längeren Urlaub plant, sollte einen der Golfpässe von Ayrshiregolf erwerben, der das Golfvergnügen deutlich vergünstigt.
Abwechslung garantiert
Aber nicht nur Golfspieler wie Old Tom Morris haben in Schottland Kultstatus. Auch der in Ayrshire geborene Dichter Robert Burns wird in seiner Heimat noch heute verehrt. Er verfasste vor knapp drei Jahrhunderten zahlreiche Gedichte, politische Texte und Lieder. Das Robert Burns Birthplace Museum in Ayr ermöglicht eine Begegnung mit Schottlands Lieblingssohn. Es beherbergt die bedeutendste Sammlung von Burns‘ Originalwerken und persönlichen Gegenständen.
Sowohl Ayrshire als auch die Isle of Arran produzieren köstliche Lebensmittel, die Sie sich nicht entgehen lassen sollten. Probieren Sie die täglich frisch gefangenen Meeresfrüchte, genießen Sie das Lamm-, Rind- und Schweinefleisch aus der Region. Gerade in den letzten Jahren hat sich die Küche des Landes sehr positiv entwickelt. Für seinen frischen Hummer über die Grenzen der Grafschaft hinaus bekannt ist zum Beispiel das Restaurant Scotts in der Hafenstadt Troon.
Beeindruckend sind die zahlreichen Herrenhäuser, Burgen und Schlösser. Dumfries House verbindet die Architektur von Robert Adam mit den Möbeln von Thomas Chippendale und führenden schottischen Tischlern der 18. Jahrhunderts. Das Haus wurde prachtvoll renoviert und kann im Rahmen von Führungen erkundet werden. Culzean Castle wurde im 18. Jahrhundert von Robert Adam für David Kennedy, den 10. Earl von Cassillis, als romantisches Schloss entworfen. Es steht auf einem steil abfallenden Felsen direkt am Meer, umgeben von einem zwei Hektar großen Schlosspark mit Schwanensee, Abenteuerspielplatz und Waldwegen. Das Innere und die großen Gartenanlagen können täglich besichtigt werden.
Wem die Besichtigung von Culzean Castle Appetit auf ein paar Nächte als Schlossherr gemacht hat, der kann sich im Glenapp Castle einbuchen. Das 1870 fertiggestellte Sandstein-Schloss liegt südwestlich des Orts Ballantrae im Süden von Ayrshire, abgeschieden inmitten eines riesigen Waldgebiets mit Mammutbäumen. Nachdem man das eindrucksvolle Tor zum 15 Hektar großen Schlosspark passiert hat, sieht man nach etwas mehr als einem Kilometer die Zinnen, Türme und Türmchen von Glenapp Castle. Zwanzig luxuriöse, individuell eingerichtete Zimmer, entweder mit Blick auf die Irische See und die Inseln Ailsa Craig, Arran und Mull of Kintyre bzw. den weitläufigen Park und die Gärten, stehen den Gästen zur Verfügung. Einmalig ist die vom 5-Sterne-Hotel angebotene „Island Challenge“. Mit dem eigenen Schnellboot geht es auf die Insel Arran, die über einen spektakulären 12-Loch-Golfplatz verfügt: Der Shiskine Golf & Tennis Club wurde 1896 gegründet und befindet sich im Dorf Blackwaterfoot, an der Westküste der Isle of Arran. Der kurze, aber anspruchsvolle Links Course führt durch eine atemberaubende Landschaft.
Arran – Schottland im Minaturformat
Neben Shiskine gibt es sechs weitere Golfplätze auf der gerade einmal 32 mal 16 Kilometer kleinen Insel im Firth of Clyde; drei davon – in Brodick, Lamlash und Whiting Bay – mit 18 Löchern. Aber Golf ist nicht die einzige Attraktion der Insel mit rund 5000 Einwohnern, die mehrfach täglich mit einer Autofähre erreicht werden kann. Arran gilt als Schottland im Miniaturformat: Auf begrenztem Raum finden sich schroffe, bergige Regionen ebenso wie flache, üppg grüne. Vom Golfstrom begünstigt hat die Isle of Arran ein mildes Klima, das sogar Palmen gedeihen lässt. Es gibt viel zu entdecken – von kleinen Guest Houses bis zu ebenso originellen wie guten Gaststätten, wie dem Black Grouse Restaurant.
Natur pur ist das Motto für die Souvenirs, die ideal für jeden „Geschmack“ sind: Von den natürlichen Seifen, Shampoos, Badezusätzen und Kerzen im Arran Aromatics Factory Shop bis zur Arran Distillery, die nicht nur vorzüglichen Whisky, sondern auch interessante Touren durch die Distillerie macht. Mit diesen Souvenirs macht man auch zuhause Eindruck...
P.S.: Warum fiel der Begriff „Bunker“ nur in der Überschrift? Ganz einfach, weil bei nahezu allen in dieser Reportage vorgestellten Golfplätzen die Bunker furchterregend tief und strategisch gut platziert sind!
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Impressionen aus Ayrshire und Arran
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