ADI BADENHORST
The Maverick in Wine Making
Das Swartland zählt nicht zu den Regionen, an die der Urlauber zuerst denkt, wenn es um die „Winelands“ Südafrikas geht. Und lange war das Swartland bekannt als Traubenlieferant für die großen Weinkooperativen. Spitzenweine wurden woanders gemacht. Inzwischen gedeihen in der im Sommer heißen und im Winter relativ kühlen Region nordwestlich von Kapstadt eine Vielzahl phantastischer Weine, viele davon sind sogenannte Buschweine. Kleine Top-Weingüter wie David & Nadia, Sadie Family Wines, Mullineux, AA Badenhorst und das große durch Franz Beckenbauer bekannt gewordene Lammershoek haben das Swartland in den letzten zehn Jahren erfolgreich gemacht. Um das verborgene Potential zu erkennen und eine kleine Revolution loszutreten brauchte Macher und Querdenker – wie Adi Badenhorst.
Andre Adriaan Badenhorst wuchs in den Weinbergen von Constantia auf und verbrachte seine Zeit mit dem Pflücken (Stehlen) von Trauben. "Alles begann, als Jean Daneel, der damalige Kellermeister von Buitenverwachting, mich mit dreizehn Jahren meinen ersten Wein machen ließ", erinnert sich Adi, dessen Großvater 46 Jahre der Betriebsleiter des benachbarten Groot Constantia, dem ältesten Weingut Südafrikas, war. Jahre später, nach seinem Abschluss in Önologie an der berühmten Elsenburg Universität verbrachte Adi Badenhorst einige Weinlesen im Bordeaux, an der Rhône sowie in Neuseeland. Anschließend arbeitete er in renommierten südafrikanischen Kellereien in wie Simonsig, Steenberg, Groote Post und Rustenberg, wo er über neun Jahre lang als Weinmacher tätig war.
Gemeinsam mit seinem Cousin Hein kaufte Adi Badenhorst 2008 die 60 Hektar große Kalmoesfontein Farm. Sie restaurierten den vernachlässigten Keller auf der Farm, der zuletzt in den 1930er Jahren genutzt wurde, um natürliche Weine auf traditionelle Weise herzustellen. Altes neu denken, sich auf Bewährtes besinnen, lautet Adis Credo. Dazu zählen der große Bestand an alten Reben im Swartland und die Granit-, Eisen- und Schieferböden mit einer teils sandigen Oberfläche. Aus diesen lange unterschätzen Bedingungen keltern Adi und sein Team überraschende Weine. Dabei wird so wenig wie möglich in die natürlichen Vinifikationsprozesse eingegriffen.
Die Weinberge befinden sich in Nord-, Ost- und Südhanglagen, die eine große Vielfalt an Früchten hervorbringen. Der überwiegende Teil der Buschreben, gepflanzt in den 1950er und 1960er Jahren, ist Chenin Blanc, Cinsault und Grenache. Die alten Reben werden nicht bewässert und so biologisch wie möglich bewirtschaftet. "Trotzdem konnten wir den Ertrag von anfangs drei Tonnen auf sechs Tonnen Trauben pro Hektar steigern," erklärt Badenhost. Zur Vervollständigung der endgültigen Blends werden auch Trauben aus anderen ausgewählten Lagen innerhalb der Appellation zugekauft.
Es werden nur ganze Trauben verarbeitet, d.h. es findet kein Quetschen oder Abbeeren statt. Die Weißweine werden zur Gärung und Reifung direkt in alte Fässer oder in Betontanks umgefüllt. Die roten Trauben werden in Betontanks und offenen Holzfässern vergoren. Die Maischegärung nach der Gärung dauert bis zu vier Monate, danach werden die Weine in Fässer gefüllt. Außer Schwefel vor und nach der Gärung werden den Trauben keine weiteren Zusätze zugefügt.
Die Vielfalt der AA Badenhorst Weine spiegelt am besten der Kalmoesfontein White Blend 2019 wider, bei dem eine Vielzahl unterschiedlicher Trauben verwendet wird: 54% Chenin Blanc, 14% Semillon, 13% Roussanne, 9% Viognier, 6% Grenache Blanc und 4% Palomino. Und das Besondere: Während nahezu alle Winzer einen Blend erst lange nach der Ernte kreieren, werden auf Kalmoesfontain die Trauben bereits direkt nach der Ernte gemeinsam verarbeitet. „Geschmackliche Korrekturen“ durch eine Veränderung des Mischungsverhältnisses sind somit später nicht mehr möglich. „99% der Winzer arbeiten anders als wir. Aber ich mag das nicht. Ich will mehr Authentizität. Ich mache nur eine Entscheidung, was wir wann ernten und direkt mischen. Dann kann ich nichts mehr ändern. Die zweite und letzte Entscheidung ist dann, wann wir in Flaschen abfüllen,“ erklärt Adi Badenhorst und fügt lachend hinzu: „Du kannst wie wir arbeiten auch 'fuckin lazy' nennen.“
Um die neuen alten Weine aus der Region bekannt zu machen, gründete Adi Badenhorst gemeinsam mit vier anderen Winzern 2010 die Swartland Revolution, die den Wein aus der Region mit ausgefallenen Aktionen populär machte und ihn in der Top-Liga positionierte. Heute vermarkten sich nahezu alle unabhängigen Winzer der Region in der Vereinigung Swartland Independent.
Auf Kalmoesfontain kamen in den vergangenen Jahren weitere Weinberge kamen hinzu. Heute werden 180 Hektar bewirtschaftet, immer noch überwiegend alte Buschreben, die wie Adi Badenhorst erklärt „für ewig halten“. Sein Ideenreichtum geht über das Weinmachen hinaus: Er kreierte u.a. einen leckeren Cape Vermouth, den Caperitif und das Tonic Water Swaan.
AA Badenhorst Family Wines ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Familienbetrieb: Ehefrau Cornelia, Bruder Charl mit Ehefrau Semma, Cornelias Bruder Hannes und ihre Cousine Helena – alle sind inzwischen seit über zehn Jahren an Bord und haben Kalmoesfontein gemeinsam weiterentwickelt. Inmitten der Farm gibt es vier sehr schön und individuell ausgestattete Cottages für Urlauber. Und der First Friday mit Pizza und Live-Musik ist schon fast so legendär wie der Winemaker Adi selbst...
Impressionen von AA Badenhorst Family Wines
Mit einem Klick auf das jeweilige Bild vergrößert es sich. (c) U. Cef (7) und Badenhorst (1)
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