TESSIN
Die Sonnenseite der Schweiz
„Sie ist wunderbar reich und schön, vom Alpinen bis ganz Südlichen ist alles da“; schwärmte Literatur-Nobelpreisträger Hermann Hesse von seiner Wahlheimat Tessin. Fast 2300 Sonnenstunden im Jahr sorgen für einen zeitigen Frühling, einen langen Sommer mit wenig Niederschlag und einen bis in den November dauernden Herbst. Ascona, Locarno und Lugano sind die Hauptferienorte im Tessin. Alle drei haben einen eigenen, einen besonderen Charakter. Die privilegierte Lage, das südliche Klima, die langjährige Tradition im Tourismus, zahlreiche Luxushotels und viele weitere Unterkunftsmöglichkeiten in allen Kategorien machen den Kanton zum Top-Ferienziel in der Schweiz. Tessiner Gastfreundschaft und Herzlichkeit sorgen zusammen mit der exzellenten Küche und der mediterranen Flora für ein sehr entspannendes Ambiente.
Er liegt überwiegend in der Schweiz und zu einem kleinen Teil in Italien – der Luganer See. Die verwinkelte Form verdankt er seiner Entstehung nach der Eiszeit in einem Gebiet, in dem zwei Gletscher zusammentrafen. Heute begeistert er durch ein höchst abwechslungsreiches Urlaubsangebot vom pulsierenden Lugano über schöne Dörfer und beeindruckende Natur bis hin zu versteckten bergigen Regionen. Bekannte Aussichtsberge am Ufer sind der Monte Brè im Osten, der Monte San Salvatore im Westen und der Monte Generoso mit stattlichen 1700 Höhenmetern am südöstlichen Ufer. Zwischen den beiden südlichen Armen liegt der Monte San Giorgio. Die naturbelassene Landschaft rund um den San Giorgio bietet vielen seltenen Pflanzen eine Heimat und wurde von der UNESCO zum Weltnaturerbe erklärt. Am Berg befindet sich auch eine Fossilienfundstelle, die aus dem subtropischen Meer des Mitteltrias‘ stammt.
Lugano ist Finanz- und Kulturmetropole in einem. Die größte Stadt im Tessin ist gleichermaßen attraktiv für Geschäftsreisende und Touristen. Sie lockt mit gepflegten Parks, einer exklusiven Einkaufsstraße und historischen Sakralbauten. Die herrliche Lage an der nördlichen Bucht des Lago di Lugano mit Monte Brè und Monte San Salvatore als alpine Akzente, das milde Klima und die üppige Vegetation bilden das natürliche „Kapital“ dieser recht geschäftigen Stadt. Für die Liebhaber von Kunst, Bildhauerei und Architektur lohnt sich ein Besuch der Kunstmuseen der Stadt und der prächtigen Kathedralen in der Region, deren Stil von romanisch bis barock reicht. Besonders stolz ist man auf das neue Kulturzentrum. Das architektonisch beeindruckende LAC Lugano arte e cultura zeigt nicht nur beeindruckende zeitgenössische Kunst, es bietet auch Raum für Konzerte und Theater. Ein Besuch lohnt sich – nicht nur an einem der seltenen Regentage.
Von Lugano ist es nicht weit ins malerische ehemalige Fischerdorf Gandria mit seinen steilen verwinkelten Gassen. Hier scheint die Zeit still zu stehen, das Dorf wirkt wie aus einer anderen Zeit. Idealerweise erreicht man Gandria mit dem Schiff oder zu Fuß über den herrlichen „Olivenweg“ entlang des Sees, der sich zwischen Lugano und Gandria durch Wälder und Olivenhaine schlängelt.
Der Monte Generoso gilt als einer der aussichtsreichsten Berge der italienischen Schweiz – mit einem 360°-Panorama über die Seenlandschaft, die Stadt Lugano, die Po-Ebene und den ganzen Alpenbogen bis zum Monte Rosa. Hoch oben am Berg befindet sich die Alp Clericetti, die Marisa und Adriano Clericetti bereits in fünfter Generation führen. Zum Betrieb gehören ein Dutzend Kühe sowie rund zwanzig Ziegen und Schafe.
Die für das Tessin typischen Grotti sind lokale Gaststätten, die sich oft an abgelegenen und schattigen Orten befinden. Im Grotto ist die Temperatur konstant und kühl, über das ganze Jahr hinweg. Sie dienten früher als Kühlräume. Heute sind sie öffentlich zugängliche Lokale, in denen man an Tischen und Bänken oft unter Jahrhunderte alten Laubbäumen isst. Es werden nur einheimische Produkte und Gerichte serviert: Wurstwaren, Minestrone, Kutteln, Risotto, Polenta mit Schmorbraten, Käse und Frischkäse usw. Aus dem Boccalino oder dem Tazzino nippt man den Merlot und die typische Gazzosa (Limonade).
Vom Wasser aus lässt sich die Region um den See bestens erkunden: Ein „Muss“ ist Morcote. Vom Schiff aus wirken die kleinen, mit Loggien und Portikaten reich geschmückten Patrizierhäuser des Dorfs noch beeindruckender. Darunter sticht der Palazzo Paleari hervor, ein 1483 erbautes elegantes Herrschaftshaus. Über den Hausdächern ragt die Kirche Santa Maria del Sasso. Sie zählt zu den bedeutendsten Bauten der Renaissance und hat einen Glockenturm aus der spätromanischen Zeit. Die größte Attraktion des ehemaligen Fischerdorfs ist heute der wahr gewordene Traum des Textilhändlers Herrmann Arthur Scherrer (1881–1956). Am Steilhang nördlich von Morcote verwandelte er verwildertes Land in einen subtropischen Park aus Zypressen, Zedern, Palmen und Bambushainen. Mehrere kleine Gebäude nach klassischen und fernöstlichen Vorbildern sorgen für ein passendes Ambiente.
Hoch über dem See liegt zwischen Wäldern und Weinbergen Vico Morcote. Der alte Ortskern ist sehr gut erhalten und zeichnet sich durch enge Gässchen und Laubengänge, Gebäude aus dem 17. und 18. Jahrhundert und eine majestätische Barockkirche in herrlicher Panoramalage aus. Vico Morcote ist auch ein guter Ausgangspunkt für malerische Wandertouren durch eine üppige mediterrane Flora.
Das Klima im Tessin eignet sich stellenweise hervorragend für den Anbau von Weinen. Vor allem der rote, aber auch der weiße Merlot sind hier die populärsten Trauben. Passionierte Winzer und Winzerinnen produzieren edle Tropfen, die den internationalen Vergleich nicht scheuen müssen. So auch in Vico Morcote. Wenige Minuten zu Fuß vom winzigen Ortszentrum entfernt erhebt sich eine um 1450 errichtete Burganlage, die durch ihre dominierende vorgeschobene Lage 200 Meter über dem See besonders eindrucksvoll wirkt. Auf den Terrassen, die die Burg umgeben, befindet sich ein historischer Weinberg, wo schon zur Römerzeit Wein angebaut wurde. Das recht große Weingut Tenuta Castello di Morcote keltert die Rebsorten Merlot, Cabernet Franc, Chardonnay und Sauvignon.
Im südlichsten Zipfel des Tessins, auf halbem Weg nach Como auf der Morcote gegenüberliegenden Seeseite liegt das Mendrisiotto, die wärmste Region des Tessins. Mendrisio, das von Weinbergen umgeben ist, wird dank seiner historischen Denkmäler, die von der berühmten Vergangenheit der Stadt zeugen, als Magnifico Borgo bezeichnet. Palazzi und Kirchen, Gässchen und wunderbare Innenhöfe sind die wesentlichen Merkmale der Altstadt, in der viele der Gebäude „in Würde gealtert“ sind und eine interessante Vielfalt an Stilrichtungen bieten: der romanische Stil, Rokoko und Spätbarock und der Klassizismus mit seiner nüchternen Eleganz.
Gerade mal ein Fünftel der Fläche des Lago Maggiore zählt zur Schweiz. Anschaulich und entspannt präsentiert sich die schöne Uferpromenade von Ascona vor allem in den Morgenstunden und am späten Abend. Im Laufe des Tages nimmt der Betrieb in den Gassen und Straßen des 5000-Einwohner-Städtchens dann kräftig zu. Typische bunt gestrichene Häuser machen aus dem ehemaligen Fischerdorf einen ganz speziellen Ort mit mediterranem Flair, der einlädt, sich zu entspannen, zu flanieren oder einen prächtigen Sonnenuntergang über dem See zu genießen.
Es gibt viel zu entdecken: Beachtenswert ist der historische Dorfkern mit zahlreichen Zeugen aus Mittelalter und Renaissance, eindrucksvoll ist auch die Barockfassade der Casa Serodine. Die Spuren der Künstler, die hier und auf dem Hügel Monte Verità gewohnt haben, sind allgegenwärtig in den schmalen Gassen, die in die Piazza G. Motta am See münden. Ascona bietet einige exklusive Geschäfte, Boutiquen, Museen, Kunstgalerien und Antiquitätenhandlungen sowie viele am See gelegene Cafés und Restaurants, die leider angesichts der Touristenmströme etwas an Individualität vermissen lassen, aber ordentliche Qualität bieten.
Wählt man als Ausgangspunkt Ascona oder Locarno gibt es rund um den See viel zu sehen, wobei die Westseite, die interessantere ist. Mit dem Ausflugsboot oder dem gemieteten Motor- bzw. Segelboot lässt sich der Lago Maggiore leicht erkunden. Einen Besuch wert sind die Isole di Brissago. Diese beiden kleinen Inseln sind aufgrund des hier besonders milden Klimas ein subtropisches Paradies mit einer üppigen Vegtation von über 1600 Pflanzenarten.
2300 Sonnenstunden im Jahr und eine Kirche, deren Gründung auf eine Marienerscheinung zurückgeht – das ist Locarno, die wärmste Stadt der Schweiz, am Nordufer des Lago Maggiore. Sie geht fließend in Ascona über, das auf der anderen Seite des Flusses Maggia liegt. Vielen ist die Stadt auch bekannt als der Ort, wo 1925 die „Verträge von Locarno“ verhandelt wurden, die im darauf folgenden Jahr zur Aufnahme Deutschlands in den Völkerbund führten.
Charakteristisch für das heutige Locarno ist die pittoreske, geschichtsträchtige Atmosphäre. Südländische Pflanzen wie Palmen oder Zitronenbäume gedeihen mitten in Locarno und verleihen der Stadt ihren besonderen Charme. Die Città Vecchia ist voller interessanter Entdeckungen mit ihren Herrschaftshäusern, Kirchen und den engen Gassen. Das Herz der Stadt ist die Piazza Grande, bekannt durch das Filmfestival und das Musikfestival Moon&Stars. Hier finden die meisten Kultur- und Freizeitanlässe statt. Die engen Altstadtgassen laufen alle auf die Piazza zu.
Am Rand der Altstadt steht das aus dem 12. Jahrhundert stammende Castello Visconteo, eine Burg, von der noch etwa ein Fünftel im ursprünglichen Zustand erhalten ist. Prunkvolle Palazzi bergen einzigartige Kunstsammlungen. Richtet man den Blick von der Altstadt aus bergwärts, erblickt man den heiligen Berg mit der Madonna del Sasso. Auf einem Felsvorsprung erbaut, ist die Wallfahrtskirche mit dem angeschlossenen Kapuzinerkloster das Ziel vieler Pilgerfahrten. Von diesem Ort aus genießt man auch ein atemberaubendes Panorama.
Ein Muss sind Ausflüge ins Umland. Auf dem Cardada-Cimetta, dem Hausberg von Locarno, kann man wandern oder ganz einfach den atemberaubenden Blick auf den sich 65 Kilometer hinziehenden See genießen und sich von der Sonne bräunen lassen. Der Cardada ist auch ein beliebter Treffpunkt der Drachenflieger und Gleiter.
In den Tälern ist das Wandern durch die dunklen Kastanienwälder und entlang der Bäche ein schönes Erlebnis. Ganz zu schweigen von der anschließenden Rast in einem Grotto. Empfehlenswert sind folgende Täler mit ihren typischen Dörfern und alten Kirchen: das Maggiatal, Centovalli, Verzascatal und das Onsernonetal. Die Ortschaft Brissago am rechten Ufer des Lago Maggiore hat einen sehenswerten Dorfkern, die Weiler auf natürlichen Terrassierungen führen 200 Meter hinauf. Das Künstlerdorf Ronco s/Ascona breitet sich vom See aus bis in die Berge. Der romantische Dorfkern hat bis heute sein ursprüngliches Aussehen behalten und befindet sich auf einer Terrasse entlang des Hangs.
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