KRETA
Gebirge im Meer
Bereits bei der Landung wird klar, Kreta – etwa zweieinhalb Mal so groß wie Mallorca – ist ein Hochgebirge im Meer. Der höchste Berg, der Psiloritis, ragt etwa ungefähr so hoch über das Meer wie Deutschlands höchster Berg, die Zugspitze, über Garmisch-Partenkirchen. Kreta ist ein Urlaubsziel für Sonnenanbeter, Wassersportler, Naturfreunde, Wanderer, Geschichts- und Kulturinteressierte. Wir haben die Insel vom Nordosten bis in den Südwesten durchquert.
Kreta ist mit ihren rund 300 Tagen Sonnenschein pro Jahr zusammen mit Zypern die sonnigste Insel im Mittelmeerraum. Der Sommer ist heiß und trocken, wobei insbesondere an der Südküste hohe Temperaturen herrschen. Der Winter ist regenreich und mild, in den Hochlagen der Gebirgszüge fällt sogar reichlich Schnee.
Die Nordküste mit den größten Städten und langezogenen Sandstränden ist der touristische Anziehungspunkt. Im Süden findet man wunderschöne Steilküsten und unzählige idyllische Buchten. Das Landesinnere ist sehr gebirgig und erstreckt sich über die gesamte Insel: die ideale Region für lange Wanderungen oder Touren über enge, aber meist gut ausgebaute Straßen bergauf und bergab, über aussichtsreiche Plateaus und enge Schluchten. Hier findet man noch ursprüngliche Dörfer und Klöster, Olivenhaine und Weinberge. Der höchste Gipfel ist mit 2456 Metern der Psiloritis. Er liegt im Idagebirge, einem der drei über 2000 Meter hohen Gebirgsmassive, südwestlich von Iráklio (Heraklion).
Geschichte und Moderne treffen vor allem in Iráklio aufeinander. Die Inselhauptstadt beherbergt den größten, oft überlasteten Flughafen und ist auch industrielles Zentrum. Iráklio ist aufgrund der zentralen Lage und des Flughafens für die meisten Urlauber der Ausgangspunkt für eine Rundreise. Nicht nur wer Shopping mag, wird hier gerne einen oder mehrere Tage bleiben: Der venezianische Hafen gilt als Wahrzeichen der Stadt. Auf der belebten Mole kann man bis zum Kastell Kúles laufen. Ein Highlight ist das Archäologische Museum. Die Zeit der Minoer gilt als Geburtsstunde der Kultur Europas, und genau aus dieser Ära stammt die weltgrößte Sammlung. Für Sonnenhungrige sind vor den Toren der Stadt gleich zwei Sandstrände im Angebot: Ammoudara und Amnissós.
Nur ein paar Kilometer von Iráklio entfernt liegt die Top-Sehenswürdigkeit Kretas: Knossós. Vor rund 3500 Jahren lebten hier vermutlich 80.000 Menschen in hohen, vier- bis fünfgeschossigen Häusern. Die moderne Stadt mit einem großen Palast hatte eine Kanalisation und geflasterte Straßen, was eigentlich bis zur Entdeckung von Knossós für diese Zeit unvorstellbar gewesen war. Vor rund hundert Jahren wurde die Siedlung freigelegt und teilweise wieder aufgebaut. Neben Knossós gibt es noch eine weitere Palaststadt, die einen Besuch wert ist: Festós, allerdings sind hier nur die Grundmauern vergangener Pracht zu sehen. Dafür lohnt die Aussicht.
An der Nordküste östlich von Heraklion liegt – 20 bis 45 Minuten mit dem Auto vom Flughafen entfernt – die überwiegende Zahl der Top-Hotels auf Kreta. Vor allem in und um Elounda, 10 km westlich der kleinen, hübschen Hafenstadt Ágios Nikolaos, haben sich mehrere 5-Sterne-Resorts angesiedelt. Hier nahm der Tourismus auf Kreta in den 1970er Jahren seinen Anfang. Eine Uferstraße veräuft entlang der Halbinsel, auf der das Städtchen liegt. Der Hafen von Ágios ist durch einen Kanal mit einem kleinen See verbunden, an dessen Ufer sich zahlreiche Cafés und Tavernen befinden.
Die große Bucht von Elounda ist perfekt für alle Arten von Wassersport. Sie wird geschützt durch die vorgelagerten Inseln, die wie Wellenbrecher wirken. Das Wasser ist kristallklar und mit der Blauen Flagge ausgezeichnet. Mitten in der Bucht liegt ein mächtiger Felsen im Meer: Spinalonga. Die Insel war eine der letzten Leprakolonien Europas. Bei einem Streifzug über die Insel erwartet die Besucher heute ein Ort voller Ruinen und fesselnder Geschichten aus der bewegten Vergangenheit Spinalongas. Bereits in der Antike diente die Insel als Schutzwall vor Angreifern, später wurde sie von Venezianern und Osmanen besetzt. Mehrmals täglich fahren Schiffe von Elounda und dem kleinen Nachbarort Plaka dort hin.
Quasi das gesamte „Innere“ Kretas ist eine wilde, zerklüftete Bergwelt, die die belebte Nordküste von der ruhigen Südküste trennt. Die interessantesten Gebirgsregionen finden Sie südlich von Iráklio, Rethimno und Chaniá. Auch dank Gelder der EU sind viele Straßen inzwischen sehr gut ausgebaut – und wer Spaß am Fahren über kleine Pässe und Serpentinen bergauf und bergab hat, wird auf Kreta größtes Vergnügen finden, allerdings sollten Sie mit den „Fahrkünsten“ der Einheimischen rechnen: entweder zu langsam oder viel zu schnell. Letztere Fahrer*innen überholen mit größten Gottvertrauen auch an unübersichtlichen Stellen. Kleine Altare an den Straßenrändern zeugen davon, dass diese Art zu fahren, nicht immer von Erfolg gekrönt ist.
Kreta blickt auf eine lange Tradition im Weinanbau zurück. Bereits 4000 v. Chr wurden hier Trauben zu Wein verarbeitet. Elf autochtone Sorten werden auch heute noch auf der Insel angebaut. Der überwiegende Teil der 30 Weingüter liegt versteckt in den Bergen südlich von Iráklio. Hauptattraktion in den Bergen nahe Réthimno ist das großzügig angelegte Kloster Arkadi. Es liegt auf auf einer Ebene in 500 Metern Höhe und ist ein ehemaliges orthodoxes Kloster. Es bestand vom 14. bis ins 19. Jahrhundert und ist das bedeutendste Nationaldenkmal der Insel. Auf der Fahrt durch die Berge hinab nach Réthimno loht ein weiterer Stop im schönen Bergdorf Agriroupoli. Ein kleiner Spaziergang durch‘s Dorf bevor es wieder in eine Stadt geht, ist angenehm entspannend.
Réthimno, Kretas drittgrößte Stadt liegt „urlaubsstrategisch“ perfekt an der Nordküste in der Mitte zwischen Iráklio und Chaniá, ist also schnell innerhalb von rund 60 Minuten von den beiden internationalen Flughäfen zu erreichen. Angesichts von nur 35.000 Einwohnern rechnet man hier mit einer eher überschaubaren Stadt, aber das Gegenteil ist der Fall: Die Altstadt Réthimnos mit wunderschönen engen, verwinkelten Gassen ist groß, das Angebot an Shops vielfältig und die Anzahl an Restaurants endlos. Réthimno liegt umgeben von Bergen geschützt vor den heftigen Winden aus dem Süden und Westen. Das mächtige, zerfallene Fort auf einer Landzunge in der riesigen Bucht gelegen überragt die Stadt. Von hier aus schweift der Blick einerseits in die Bergwelt, andererseits auf die Altstadt mit alten Venezianischen Hafen, Hafenpromenade und dem sich daran anschließenden viele Kilometer langen, schier endlosen Sandstrand. An diesem liegen auch unzählige Hotels für Pauschaltouristen – und viele Restaurants mit weitgehend identischen, bebilderten Speisekarten, die von Snacks über Pizza bis hin zu griechischen Speisen nahezu alles offerieren.
Réthimno ist ideal für alle, die typischen Badeurlaub wollen. Der Strand ist schier endlos und ideal für Schwimmen und Wassersport. Aufgrund der zentralen Lage an der Nordküste eignet sich der Ort aber auch perfekt für Ausflüge zu den Strand-Highlights im Süden und Westen – beispielsweise an den kleinen Préveli Strand, in die Balos-Lagune oder nach Elafonisi.
Chaniá ist die zweitgrößte Stadt auf Kreta und der ideale Ausgangspunkt für Urlaub in der Westhälfte der Insel. Allerdings ist der internationale Flughafen der Stadt zumindest von Deutschland aus weit weniger frequentiert als Iráklio, das rund zwei Autostunden entfernt liegt. Römer, Byzantiner, Muslime, Venezianer, Osmanen – sie alle hinterließen Spuren ihrer Kultur in dieser Stadt. Die Altstadt und der Venezianische Hafen sind fast unversehrt geblieben und geben der Chaniá einen besonders malerischen Charakter. Vor allem am Abend lebt die Innenstadt auf, die verwinkelten Gassen mit zahlreichen Restaurants und Bars füllen sich. Weite Teile der Altstadt sind verkehrsberuhigt, das Gros der venezianischen Herrenhäuser restauriert oder zum Teil zu Boutiquehotels stilvoll umgewidmet. Sehenswert sind der Hafen mit dem alten Leuchtturm aus dem 16. Jahrhundert und das Archäologische Museum unweit des Hafens. Es ist in der Kirche des venezianischen Klosters des Heiligen Franziskus untergebracht. Ein kleine Wanderung wert ist der Hügel von Kastelli mit einem alten Palast und der minoischen Siedlung,
Die beliebtesten Ausflugsziele von Chaniá aus sind für Sonnenanbeter neben Bálos Beach auch Elafonisi und Paleochóra. Für Wanderer ist die Samaria-Schlucht ein unvergessliches Erlebnis. Mit 16 Kilometern ist sie eine der längsten Europas, führt aus über 1200 m Höhe fast von der Mitte der Insel bis zum Libyschen Meer im Süden und bietet atemberaubende Ausblicke. Die Wanderung hinab ist anspruchsvoll und abwechslungsreich. Die Samaria-Schlucht ist mitsamt des umgebenden Nationalparks seit 1981 von der UNESCO als Biosphärenreservat anerkannt. Die Region war bereits vor Jahrtausenden besiedelt, kleine Kirchen und ehemalige Dörfer zeugen noch heute davon. Am Schluss der Wanderung locken das Städtchen Agia Roumeli und das Meer.
Ebenfalls etwas abgelegen befindet sich der größte der kleinen Urlaubsorte im Südwesten: Paleochóra ist erwiesenermaßen die sonnenreichste und wärmste Gegend Griechenlands. Die Urlauber freute das besonders im Frühjahr und Herbst, die Bauern das ganze Jahr über. Der Ortskern befindet sich auf einer schmalen Landzunge, die halbinselartig der schnell steil ansteigenden Südküste vorgelagert ist. Die Schiffsanlegestelle ist an der östlichen Uferpromenade inmitten des Ortes, wo sich Taverne an Taverne reihen. Allesamt bieten – ebenso wie die zahlreichen Restaurants im nur zwei Minuten entfernten Ortskern – ordentliche griechische Küche (und teilweise auch Pizza). Wer es etwas ausgefallener mag, das junge Team des Pasifai interpretiert seine mediterranen Gerichte moderner und hat auch eine gute Auswahl an Weinen. Hier urlaubt man in entspannter Atmosphäre, tagsüber laden kleine Cafés, abends sogar eine sehr schöne Weinbar und eine kleine, coole Musikbar namens To Liri tis Papias mit einem kompetenten DJ, der jeden Abend eine sehr eigenwilligen und spannenden Mix unterschiedlicher Musikrichtungen präsentiert.
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Impressionen aus Kreta
Mit einem Klick auf das jeweilige Bild vergrößert es sich. Fotos: U.Clef
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